Die Kraft deines Körpers

Eine Ouvertüre zum gleichnamigen Seminar

Von Jan Adams

Danke an Gero Mayer für den starken Titel!

Exercise is the best insurance against disease or sickness. It builds a fund of resistance of healthy blood-corpuscles, which can attack and overcome any disease germs which come in contact with the body.
Lastly, exercise builds confidence; for there is no road to supreme confidence as sure as the knowledge of one’s physical and mental ability. It cultivates power of will and determination; it gives you complete mastery over your physical and mental self; it promotes personal efficiency and all desirable mental characteristics.”
(aus: Mujumdar, Dattatraya Chintaman: Encyclopedia Of Indian Physical Culture. 1950.)

Uns sind aus alten Zeiten zahlreiche Mythen, Sagen und Legenden überliefert in denen Helden große Taten vollbracht haben. Die antiken patriarchalischen Schriftkulturen der Griechen, Inder, Römer und Hebräer hinterließen uns die Geschichten von Theseus, Odysseus, Arjuna, Romulus, David oder Simson, um nur wenige zu nennen. Deren Werken und Kräften haftet zuweilen der Schein des Übermenschlichen an. Kein Normalsterblicher war ihnen ebenbürtig. Doch auch sie waren weder Götter noch Halbgötter, sondern Menschen. Sterblich, verwundbar, zuweilen hungrig, durstig, traurig, einsam. Wie ist es möglich, dass sie Abenteuer bestehen konnten, die nach Tausenden von Jahren noch bekannt sind?

Das Schema der Geschichten

Sämtliche Heldensagen verlaufen nach einem ähnlichen Schema: der Held wird im Kindesalter mit seinen herausragenden Fähigkeiten konfrontiert, gerät in der späten Jugend in einen Konflikt mit sich selbst, wodurch er für einige Zeit in Abgeschiedenheit lebt. Dort kommt er mit sich und der Welt zumindest halbwegs ins Reine und nimmt wieder Kontakt zur Außenwelt auf. Er wird von der Gesellschaft als Sonderling akzeptiert, der in der Lage ist gute Werke zu vollbringen. So erwirbt er Ansehen, muss jedoch stets mit seinen Charakterzügen ringen, um weiterhin gut handeln zu können. Zuletzt stirbt er und wird betrauert.

Um seine Abenteuer zu meistern, hatte der Held Verstand, Körperkraft und Gefühl. Daraus ergaben sich zuweilen Vorteile, oftmals aber auch Nachteile, wenn das rechte Maß fehlte. Handelte er zu sehr durch den Verstand gesteuert, fügte er anderen Menschen häufig seelische Verletzungen zu. Wohingegen ein zu sehr durch die eigenen Gefühle vorangetriebenes Verhalten häufig in impulsiven Gewaltausbrüchen, verbunden mit Mord und Totschlag, gipfelte. Schwangen Verstand, Kraft und Gefühl jedoch im Einklang miteinander, ging der Held erfolgreich aus seinen Prüfungen hervor.

Dieses Wissen musste er jedoch zunächst erwerben und sodann die Beherrschung seiner selbst kultivieren. Kein antiker Held war perfekt in seinem Tun und Handeln. Üblicherweise war ein Held durch ein Hemmnis gezeichnet. Im Falle des Herakles war es der Jähzorn, durch den er gleich zweimal seine Frau und Kinder erschlug.

Somit musste der Held neben dem Bestehen gewisser Prüfungen, gleichzeitig auch sich selbst  überwinden. Man könnte die Inschrift des Apollotempels von Delphi „Erkenne dich selbst!“ demgemäß weiterführen „Und überwinde dich selbst!“

Üben in Selbstzucht

Die antiken Geschichten wurden neben dem Unterhaltungsaspekt auch zu Erziehungszwecken weitergegeben. Zwar hat jeder Mythos, jede Sage und Legende eine ihr eigene Moral, doch in der Regel geht es darum den Weg zu rechtem Handeln aufzuzeigen.

Jedem Helden wohnen negative Eigenschaften inne, die er im Zaum halten muss. So arbeitet er stets daran sich selbst zu verbessern. Die guten Taten, die er dabei vollbringt, wirkt er nicht zum Selbstzweck, sondern sie stellen ein Medium auf dem Weg zur Selbstvervollkommnung dar.

Die beschriebenen Wege dazu verlaufen nach denselben Prinzipien. Nachdem der Held sich selbst erkannt hat, befasst er sich mit seinem Geist und Körper. Um den Geist zu stärken übt er Praktiken aus, die heutzutage als Meditation und Selbsthypnose bezeichnet werden können. Seinen Leib kräftigt er durch körperliche Arbeit, wie Feldarbeit und Holzhacken und spezielle Übungen, wie Ringkampf, Reiten, Laufen, Bogenschießen und Schwertkampf. Er praktiziert im Freien, bei sengender Sonne, strömendem Regen und eisiger Kälte. Das mentale und körperliche Training wird als miteinander verbunden angesehen, Körper und Geist werden als eins behandelt.

Zusätzlich ist in den alten Geschichten zumeist auch rudimentär eine Ernährungsweise überliefert. Hier ist auffallend, dass die Helden sich sehr einfach ernährt haben sollen. Getreidebrei, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse werden als die wichtigsten Lebensmittel genannt.  Außerdem mussten sie aufgrund langer Reisen regelmäßig zwangsweise fasten. Gemäß den Richtlinien moderner Sporternährung hätten sie vor Entkräftung verkümmert sein müssen. Stattdessen hat ihre kohlenhydratreiche und überwiegend vegetarische Ernährung ihnen große Kräfte verliehen.

Die Moral von der Geschicht‘

Als Menschen haben wir einen Charakter, mit dem wir uns arrangieren müssen. Wir können unsere Stärken nutzen und wir können an unseren Schwächen arbeiten.

Wir haben einen Körper, der bewegt werden will. Unser Körper will sich erleben, er will sich selbst bewegen und er will etwas bewegen. Unsere Sinne wollen die Welt erfahren, fühlen, hören, riechen, schmecken. Unser Herz will schlagen und frisches Blut durch unsere Adern pumpen. Unsere Lunge will atmen und Sauerstoff in unser Blut geben.

Dazu brauchen wir Energie, die wir aus Lebensmitteln gewinnen. Essen ist umso sinnvoller, wenn unser Verdauungssystem dieses kennt und verarbeiten kann.

Unser Geist braucht Ruhe. Dazu muss sich der Körper entspannen. Dann kann der Geist zur Gelassenheit finden. Er braucht Zeiten für sich allein, in denen die Gedanken fließen können. In denen man alte Denkmuster überdenken und neue entwickeln und pflegen kann.

Dies ist die Moral, die wir den Heldengeschichten entlehnen können. Wie wir dieses Schema mit Leben füllen, bleibt jedem von uns überlassen. Wir können uns nach unseren Möglichkeiten und Vorlieben ausleben. So kann jeder von uns Held des eigenen Lebens werden.

Die drei Prüfungen ( von Birgit Muggenthaler)

Ob der unerfüllten Liebe läuft der Bursche in den Wald,
wo eine alte Hexe haust, er findet ihre Hütte bald.
„Gib mir starken Liebeszauber, will alles dafür geben!“
„Es warten erst drei Prüfungen!“, hält sie ihm entgegen.

„Bring mir den härt‘sten Stein auf Erden!
Bring mir den hellsten Strahl!
Bring mir den Quell des Lebens!
Löse deine Qual!“

Auf der Suche nach den Steinen, zieht der Jüngling aus ins Land,
doch er findet keinen, der nicht behauen von Menschenhand.
Nach Jahren mühevoller Suche, liegt er nieder müd‘ und krank
Als er in ungebroch‘nem Willen sich selbst als härt‘sten Stein erkannt.

Auf der Suche nach dem Lichte, steigt er hoch in stiller Qual,
doch jede Hoffnung wird zunichte, er kann nichts nehmen vom Sonnenstrahl.
Nach Jahren mühevollen Kletterns liegt er nieder müd‘ und krank
Als er im Spiegel seine Augen als hellstes Licht der Welt erkannt.

Und er sucht den Quell des Lebens, besessen von der Wissenschaft,
doch die Suche ist vergebens, weil Wissenschaft kein Leben schafft.
Nach langen Jahren des Studierens liegt er nieder müd‘ und krank
Als er in seiner reinen Liebe den Quell des Lebens hat erkannt.

Er steht nach Jahren wirrer Suche dort, wo er sich aufgemacht.
„Oft schon wollt ich dich verfluchen, sieh‘, hab mich selbst dir mitgebracht!“
Die Alte lächelt, blickt zufrieden, die Augen strahlen hell vor Glück.
„Geh‘, du findest deinen Frieden, kehre ruhig nach Haus zurück.“

 

Virabhadrasana, Der Krieger

Nachbemerkung: Mir sind leider keine Geschichten von Heldinnen bekannt, die nach derartigem Muster verlaufen. Falls jemand Sagen, Mythen und Legenden der antiken Griechen, Römer, Hebräer oder Inder kennt, die sich dieses Schemas bedienen und eine Heldin als Protagonisten haben, würde ich mich sehr über eine Nachricht diesbezüglich freuen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert