Abnehmen leicht gemacht- gibt’s nicht!
Hindernisse erkennen und überwinden
Von Jan Markus Adams
“Das Dasein ist köstlich. Man muss nur den Mut haben, sein eigenes Leben zu führen.” (Giacomo Casanova)
Häufig wird damit geworben, dass Programme oder Diäten die Reduktion von Körpemasse und -gewicht den Nutzern leicht fallen lassen. Sogar “spielend” solle man mit einigen Maßnahmen abnehmen können. Sicherlich mag es Menschen geben, denen das leicht fällt… Bundesligaringern zum Beispiel, die vor einem Wettkampf innerhalb eines Tages mal eben fünf Kilogramm verlieren… aber das ist nur Wasser und die Austrocknung des Körpers sollte nicht Ziel sein, wenn man Gesundheit und Lebensfreude anstrebt.
Für die meisten Menschen ist es erfahrungsgemäß außerordentlich schwer abzunehmen. Da grenzt es an Hohn und Spott, wenn Fitness- und Lebensmittelindustrie das Gegenteil behaupten. Die kafkaeske Situation, in der man eines morgens aufwacht und eine enorme Zunahme von Körpergewicht und -masse feststellt, ist eher selten. Üblich ist es, über einen längeren Zeitraum zuzunehmen, falls die Veranlagung nicht sogar in den Genen verankert ist. Es gibt immer Gründe, für eine Gewichtszunahme.
Das Selbstbild malen
Mit dem Prozeß des Zunehmens wird die jeweilige Körpermasse ins Selbstbild integriert. Dieses ist in unserem Gehirn verankert. Es wird im Laufe der Zeit angelegt auf Grundlage von Informationen, die unser Gehirn über das Nervensystem erhält. Dazu gehören auch jene Informationen die wir von unserem sozialen Umfeld erhalten. Wer sein Leben lang schon immer “der Dicke” in der Clique war, wird es wesentlich schwerer haben schlank zu werden, als jemand, der stressbedingt binnen eines halben Jahres 20 kg zugenommen hat.
Wir alle haben ein Selbstbild und verhalten uns unbewusst so, dass wir diesem entsprechen. Dieser Prozess läuft permanent ab. Wenn wir nachhaltig unser Aussehen verändern wollen, müssen wir dort ansetzen. Wir müssen unsere Selbst- und Fremdzuschreibungen hinterfragen und analysieren. Dazu gehört auch die Frage, welchen Nutzen wir durch unser Körpervolumen oder die damit verbundene Lebensweise haben. Eine ehrliche Reflexion ist die Basis für die Entwicklung eines Wunschselbstbildes.
Wenn wir ein Wunschselbstbild erschaffen haben, können wir uns Verhaltensweisen aneignen, die dem entsprechen. Und wir können Situationen vermeiden, die dem widersprechen. Letzteres ist die größte Hürde, weil unser vorhandenes Selbstbild sowohl vom eigenen Gehirn, als auch vom sozialen Umfeld am Leben erhalten wird.
Bloß keine Veränderung
Gehirn und Körper sind homoöstatische Systeme. Sie wollen keine Veränderungen. Alles muss immer gleich bleiben. Soziale Gruppen sind auch homöostatische Systeme. Jeder, der in einer Beziehung dazu steht, muss die Rolle leben, die ihm zugeschrieben wird. Bricht ein Mitglied der Gruppe aus dieser Ordnung aus, gerät das ganze Gefüge in Unordnung. Ehe sich alle Mitglieder an die neue Ordnung gewöhnen müssen, ist es leichter, das Mitglied, das auszubrechen droht an seinen Platz zu verweisen.
Selbst wohlwollende Freunde, die uns bewusst unterstützen wollen, können unbewusst schaden, weil durch ihre “Hilfe” unser Selbstbild und das Gruppengefüge aufrechterhalten wird. Weil Menschen soziale Wesen sind, die das Leben in der Gruppe seit Jahrtausenden als Überlebenstechnik verinnerlicht haben, ist es so schwer für das Individuum, sich dem Gruppendruck entgegen zu stellen und in eine neue Rolle zu schlüpfen.
Den Stein ins Rollen bringen
Eine Motivation, die von außen kommt, mag Stein des Anstoßes sein nach Wegen zum Abnehmen zu suchen. Sie ist jedoch nicht nachhaltig. Erst innere Beweggründe, lassen uns eine nachhaltige Situation schaffen um dauerhaft abnehmen zu können. Und das “abgenommen haben” auch beizubehalten…und irgendwann loszulassen und zu vergessen…
Wollen wir unseren Körper ernsthaft verändern, müssen wir ein Umfeld schaffen, in dem er sich verändern kann. In dem er sich aber auch verändern muss, um sich an die neue Lebenssituation anzupassen. Doch diese wird mit dem Prozess des Abnehmens erst geschaffen.
Unser Gehirn will währenddessen das erlernte Selbstbild bestätigt wissen und wird uns in Situationen führen, in denen wir uns wie gewohnt verhalten sollen. Das mag ein ungünstiges Essverhalten sein, oder der Verzicht auf Bewegung zugunsten körperlicher Passivität. Irgendwas fällt dem Gehirn schon ein um uns auf die Probe zu stellen!
Zwei Schritte vor, einen zurück
Der Weg zum Wunschselbstbild ist von Rückschritten und Stolpersteinen geprägt. Das ist nicht schön, aber normal. Wenn wir das als Tatsache annehmen, können wir die Reise ganz entspannt angehen und ausprobieren, was zu uns passt und was nicht. Welche Lebensmittel und Gerichte schmecken uns und tun uns gut? Welche Formen von Bewegung bereiten uns Freude? Welche Menschen ermöglichen es uns, uns so zu verhalten, wie wir uns erleben möchten?
Haben wir uns, trotz aller homöostatischer Einschränkungen, einmal als frei erlebt, können wir frei bleiben und jederzeit neu entscheiden, was wir wollen, wohin wir wollen und auf welchem Wege.
“Was immer du tun kannst, oder träumst, es tun zu können- fang damit an! Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.” (Johann Wolfgang von Goethe)
Sehr ansprechender Artikel, auch wenn das grade ausnahmsweise nicht mein Thema ist.
Dankeschön! 🙂